Im Jahr 2024 lebten in Deutschland etwa 2,8 Millionen Menschen, die das Internet noch nie genutzt hatten. Diese so genannten Offliner machten gut vier Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 16 und 74 Jahren aus, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 10.04.2025 mitteilte.

Ein Leben ohne Internet ist für viele Menschen kaum noch vorstellbar. Im Alltag werden immer mehr Aufgaben über das Internet erledigt. Überweisungen, Terminvereinbarungen beim Arzt oder bei Behörden, Ticketbuchungen usw., alles geht online.

Auch wenn der Alltag ohne Internetzugang zunehmend schwierig zu bewältigen ist, gibt es immer noch viele Abstinenzler in Deutschland. Gut vier Prozent der Menschen im Alter zwischen 16 und 74 Jahren waren im vergangenen Jahr sogenannte Offliner, immerhin knapp 2,8 Millionen Menschen. 2023 lag die Zahl noch bei 3,1 Millionen.

Durch den Digitalzwang werden diese Offliner aber von einem wesentlichen Teil des öffentlichen Lebens ausgeschlossen.

Die Gründe für´s Offlinern können z. B. geringe Einkommen, um sich Internetverträge, -anschlüsse und internetfähige Geräte leisten zu können aber auch Unwissen und Unsicherheit sowie eine teilweise noch immer fehlende digitale Infrastruktur, insbesondere im ländlichen Raum, sein. Es gibt aber auch Menschen, die sich bewusst gegen Smartphone-Nutzung und Internet entscheiden – und das ganz freiwillig.

qr gesundsozial 800Ein Leben ohne Internet, ohne Smartphone, ohne Apps muss möglich sein und bleiben! Sofern man keine andere Wahl mehr hat, z. B. Termine bei Behörden nur noch online bekommt oder weil man nur mit der Bahn reisen kann, wenn man ein Smartphone hat, ist Zwang gegeben. Menschen ohne Internet und Smartphone, können in einigen Bereichen dann nicht mehr am öffentlichen Leben teilhaben.

Wenn es aber um Teilhabe am öffentlichen Leben – also die Grundversorgung – geht, muss es eine Alternative geben. Fällt die Technik aus, braucht es auch eine Fallback-Option. Sich allein auf die Technik zu verlassen ist auch aus Sicherheitsaspekten kein wirklich guter Rat. Analoge Alternativen, die dann auch diejenigen nutzen können, die aus welchen Gründen auch immer, auf diesen Weg setzen, sollte es immer geben. Zum zunehmenden Digitalzwang und den damit verbundenen Risiken haben wir in unserem Tätigkeitsbericht für das Jahr 2024 unter den Punkten 2.5 (Seite 40) und 2.6.(Seite 44) ausgeführt.

Digitalisierung kann Vieles erleichtern. Das funktioniert aber nur, wenn digitale Teilhabe wirklich für alle möglich ist und durchgängig funktioniert.

Das Netzwerk Datenschutzexpertise hat sein Rechtsgutachten zum Digitalzwang auf Initiative von Digitalcourage veröffentlicht. Aktuell kann eine Petition unterzeichnet werden, mit der Digitalcourage erreichen möchte, dass Artikel 3 des Grundgesetzes ergänzt wird. Festgelegt werden soll, dass niemand benachteiligt werden darf, nur weil er oder sie nicht permanent digital unterwegs ist.

 

Weitere Quellen und Informationen:

Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes Nr. N017 vom 10.04.2025
Deutscher Bundestag - Zum sogenannten Digitalzwang und einem Recht auf analogen Zugang zu Verwaltungsleistungen
Mündige Bürger haben ein Recht auf ein analoges Dasein – Heribert Prantl zum Digitalzwang
Digitale Erpressung: Der unaufhaltsame Vormarsch des App-Zwangs
Ein Recht auf analoge Teilhabe - Freiheit vor Digitalzwang
MDR - Kein Leben ohne Internet und Smartphone?

 

Mastodon